(1) Wir betrachten Prädikat (Schlüssel {P-P}, pariralang panagurị) und Subjekt (Schlüssel {P-T}, pariralang paniyạk [tiyạk] {2A-101}) in diesem Kapitel gemeinsam. Prädikat und Subjekt können ihre syntaktische Funktion tauschen {2-2.3}, es besteht also eine syntaktische Symmetrie dieser beiden Funktionsphrasen {2-2.4}. Beide können von nahezu allen Inhaltsphrasen gebildet werden. Die filipinische Sprache besitzt keine "Hilfsverben", daher können Prädikat und Subjekt von Nicht-Verbphrasen gebildet werden.
(2) In der filipinischen Sprache besitzt das Subjekt einen Fokus; damit verbunden ist die Eigenschaft des Subjekts, dass es ein hohes Maß von Bestimmtheit ausdrückt {2-3}. Wenn eine Nominal- oder ähnliche Phrase keinen Bestimmtheit besitzt, kann diese Phrase nicht Subjekt sein.
(3) ay ist das Bestimmungswort des Prädikats, ang das des Subjekts. In der filipinischen Sprache gibt es keine strenge Koppelung von Wortart und syntaktischer Funktion. Deshalb gibt es keine feste Verbindung von ang mit der Wortart Substantiv {2A-102 }. ang kann zu dem Prädikat gefügt werden, wir bezeichnen dies als adverbiales ANG {2-3.3}.
Die Funktion von Prädikat und Subjekt im Satz behandeln wir in {13-2.3 Θ}.
(1) Die überwiegende Mehrzahl der filipinischen Sätze besitzt ein Verb als Prädikat [1]. Jedoch gibt es regelmäßig Sätze ohne Verb, es gibt keine Entsprechungen zu den in indogermanischen Sprachen vorhandenen Verben wie 'sein' oder 'to be'. Dadurch können Nicht-Verbphrasen das Prädikat bilden (Substantiv [2], Adjektiv [3], Präpositionalphrase [4], Adjunkt [5]). Die Interrogativpronomen sino, anọ und kanino bilden Prädikate [6], ebenso die Interrogativpräposition nasaạn (sa) {12-2.1}.
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(2) Das Prädikat besitzt das Bestimmungswort ay {2A-211 }. Wenn der Satz in nichtkanonischer Reihenfolge steht, wird dem Prädikat das Bestimmungswort vorangesetzt [7-10]. Ebenfalls wird ay häufig verwendet, wenn bei kanonischer Reihenfolge vor dem Prädikat eine andere Phrase [11 12] oder ein Teilsatz steht [13]. Nach kürzeren Phrasen vor dem Prädikat wird im Allgemeinen auf ay verzichtet [14].
Die Sätze [1-6] sind in kanonischer Reihenfolge, das Prädikat ist am Satzanfang. Sie haben kein Bestimmungswort ay, da dieses am Satzanfang entfällt.
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{Θ} Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Bestimmungswort ay nur dann verwendet wird, wenn ein nicht am Satzanfang stehendes Prädikat einer besonderen Markierung bedarf. Dies geschieht unabhängig vom Inhalt der Prädikatsphrase (hier unterscheidet sich ay von dem Bestimmungswort ang der Subjektphrase).
(1) Als besondere Eigenschaft besitzt das filipinische Subjekt Bestimmtheit {2-3.1}. Wenn das Prädikat ein Verb ist, ist das Subjekt in dessen Fokus. In der Regel steht am Anfang des Subjekts das Bestimmungswort ang. Neben seiner Funktion als Bestimmungswort des Subjekts zeigt ang die Bestimmtheit des Subjekts an, wenn dieses eine Nominalphrase ist. Wegen seiner Bestimmtheit kann das Subjekt nicht erfragt werden {12-4.2}.
Vorwiegend wird das Subjekt von einer Nominalphrase gebildet [1]. Pronomen und mit si versehene Substantive sind stets bestimmt, bedürfen deshalb keines zweiten Bestimmtheitsmarkierers und haben deshalb kein Bestimmungswort ang [2 3] {2-4.1}.
(2) Undeutlich ist die Bestimmtheit des Subjekts, wenn es keine Nominalphrase ist [4-6]. In diesen Fällen wird ang stets verwendet, es hat ausschließlich die Funktion, das Subjekt anzuzeigen.
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(3) Vorwiegend umgangssprachlich kann statt des Bestimmungsworts ang das vorangehende Wort ein Suffix -ng erhalten {*}. Davon wird vor allem Gebrauch gemacht, wenn ang keine besondere Bestimmtheit ausdrückt und eine rein syntaktische Funktion besitzt [7]. Dies ist auch der Fall in Fragesätzen [8a] {12-2.1 (2)}.
{*} Vermutlich besteht keine Beziehung zu der -ng Form der Ligatur, da obiges Suffix -ng nicht durch die na Form der Ligatur ersetzt werden kann.
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(4) Besteht das Subjekt aus einer Aufzählung, so kann ang vor das gesamte Subjekt gesetzt werden [9]. Um die Bestimmtheit der einzelnen Teile zu betonen, kann ang wiederholt werden [10].
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(1) Prädikat und Subjekt können ihre Funktionen tauschen (pagpapalitạn ng panaguri at paniyạk) {2A-231 }. Die das Prädikat bildende Phrase wird in einem geänderten Satz Subjekt, und das Subjekt wird zum Prädikat [1|2]. Beispiel [3|4] zeigt, dass der Funktionstausch von Prädikat und Subjekt nicht auf Sätze mit Verb beschränkt ist.
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Die Sätze [1-4] sind in kanonischer Reihenfolge. Zu unterscheiden ist der Funktionstausch Prädikat/Subjekt von nichtkanonischer Reihenfolge von Prädikat und Subjekt (in [1|5 3|6] wird nur die Stellung von Prädikat und Subjekt getauscht).
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(2) Die Prädikat und Subjekt bildenden Inhaltsphrasen können untergeordnete Phrasen besitzen. Bei Tausch von Prädikat und Subjekt werden sie mitgetauscht, bleiben also Bestandteil ihrer übergeordneten Phrase [7a|b]. Naturgemäß werden unabhängige Phrasen durch einen Tausch von Prädikat und Subjekt nicht beeinflusst (kahapon in [8a|b]).
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(3) Vom Funktionstausch wird Gebrauch gemacht, um einer Phrase Bestimmtheit zu verleihen oder sie von dieser zu entfernen. Das Subjekt ist nicht erfragbar, deshalb muss es Prädikat werden, um einen Interrogativsatz bilden zu können [8b 9] {12-4.2}.
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Funktionstausch und europäische Sprachen → {2A-232 }
Alle Phrasen, die in der filipinischen Sprache das Prädikat bilden können, können auch Subjekt sein und umgekehrt. Dadurch entsteht eine syntaktische Symmetrie zwischen Prädikat und Subjekt. In Abschnitt {2-2.1} wurde gezeigt, dass außer Verbphrasen auch Nicht-Verbphrasen das Prädikat bilden können. Wegen der Symmetrie können sie auch Subjekt sein.
Die Symmetrie beschränkt sich ausschließlich auf die Syntax. Wegen der Bestimmtheit des Subjekts besteht keine semantische Symmetrie [1|2].
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(1) Den Begriff 'Bestimmtheit' (katiyakạn) beziehen wir auf Personen und Dinge. Wir verstehen darunter Eigenschaften, etwas Besonderes, Unterscheidbares zu sein. Leichter zu erklären ist der Begriff der Unbestimmtheit. Hier sind keine eigentlichen Personen oder Dinge gemeint, sondern die Eigenschaft, einer Gruppe von Personen oder Dinge anzugehören. Die Begriffe Bestimmtheit und Unbestimmtheit sind semantisch.
(2) Fokus (fokus) ist eine Eigenschaft des Verbs. Eines der Argumente des Verbs erhält besonderes Gewicht, dieses Argument ist im Fokus des Verbs und bildet das Subjekt. Fokus ist ein syntaktischer Begriff. Fokus ist eine Eigenschaft der austronesischen Sprachenfamilie.
Bestimmtheit in Filipino und in europäischen Sprachen → {2A-301 }
(1) Das Subjekt besitzt Bestimmtheit, diese Bestimmtheit an sich (katiyakạng likạs) kann dem Subjekt nicht entzogen werden {2A-311 }. Das Bestimmungswort ang zeigt Bestimmtheit an sich an [1 2]. ang wird nicht verwendet, wenn die Bestimmtheit auf andere Weise deutlich ist [3] {2-4.1 (2)}.
(2) In Sätzen mit Verb kann nahezu jede Phrase Bestimmtheit an sich oder auch Unbestimmtheit erlangen. Mit anderen Worten, die verschiedenen Argumente können in den Fokus gestellt werden oder aus ihm genommen werden. Dies wird mit Hilfe der Affigierung der Verben ausgeführt [1 2].
(3) Wenn das Subjekt kein Nomen ist, wird der Begriff Bestimmtheit undeutlich bzw. die Bestimmtheit fehlt. Dann ist ang nur ein syntaktisches Bestimmungswort ohne semantischen Inhalt. Wenn eine Verbphrase das Subjekt ist, ist das Prädikat im Fokus des Verbs, ohne das dessen Inhaltsphrase Bestimmtheit besitzt [4].
Der Begriff Fokus wird nicht verwendet, wenn der Satz kein Verb enthält. Trotzdem besitzt das Subjekt Bestimmtheit an sich [5 6].
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(1) Ist eine Nominalphrase das Prädikat, so besitzt sie keine Bestimmtheit an sich [1]. Man kann dem Prädikat besondere Bestimmtheit geben mit Hilfe von Folgendem:
Personalpronomen sind stets bestimmt. Besonderes Gewicht erhalten sie als Prädikat am Satzanfang [10 11].
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Das adverbiale ANG erhöht die Bestimmtheit des Prädikats erheblich {2-3.3}. Das Bestimmungswort ay hat keinen Einfluss auf die Bestimmtheit des Prädikats.
(2) Da das Prädikat keine Bestimmtheit an sich besitzt, kann diese Eigenschaft verwendet werden, um Phrasen unbestimmt zu machen [12-14]. Dies geschieht häufig bei Gattungsbegriffen [1].
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(1) ang ist das Bestimmungswort des Subjekts. Daneben wird ang als Adverb verwendet, wir nennen es 'adverbiales ANG' (ANG na makaabay). Syntaktisch besitzt das adverbiale ANG keine Funktion.
Das adverbiale ANG wird verwendet, um die Bestimmtheit des Prädikats anzuzeigen [1] und ihm ein besonderes Gewicht zuzuweisen [2 3]. Prädikat und Subjekt besitzen eine syntaktische Gleichheit {2-2.4}. Wenn dem Prädikat das adverbiale ANG zugefügt wird, wird dieses verstärkt, um auch semantische Gleichheit zu erreichen [4a|b 5]. In Satz [6] wird nicht dem gesamten Prädikat, sondern nur seiner Existenzphrase ein Zusatzgewicht gegeben.
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(2) {Θ} Da das adverbiale ANG ein Adverb und kein Bestimmungswort ist, entfällt das Bestimmungswort ay des Prädikats nicht [3 5]. Am Beginn eines Ligatursatzes bleibt die Ligatur stehen, wenn ein Prädikat mit adverbialem ANG folgt [1]. In Satz [6] steht die Ligatur nach dem Adverb tangi und damit vor dem adverbialen ANG.
Wir betrachten adverbiales ANG als Adverb, man kann es auch zu der Wortart Artikel zählen. Das adverbiale ANG wird ausschließlich im Prädikat verwendet, nicht in Objunkt oder Adjunkt.
Bei { Aganan 1999 p. 78} werden Sätze mit adverbialem ANG als pangungusap na tinitiyak ang panaguri ('Satz mit bestätigtem Prädikat') bezeichnet.
Objunkt- und Adjunktphrasen (ebenso Subjunkte und Disjunkte) stehen nicht im Fokus. Ein Objunkt besitzt keine Bestimmtheit [1b 2a], während Adjunkte bestimmt oder beschränkt bestimmt sind [2b 3a|b]. Die Bestimmtheit kann erhöht werden mit den gleichen Mitteln wie beim Prädikat.
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Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_P-P_1.html 12. April 2010 / 24. September 2018 |