(1) Fragesätze werden nach den Regeln des Strukturmodells gebildet und erfordern keine besonderen Regeln. Das Interrogativum wird vorzugsweise an den Satzanfang gestellt. Auch dies entspricht dem Strukturmodell, dass die erste Phrase in allen Sätzen besonderes Gewicht besitzt.
Nicht alle Phrasen sind erfragbar. Häufig muss der syntaktische Bau des Satzes geändert werden, um die erwünschte Phrase erfragen zu können.
(2) Daneben werden Interrogativa zusammen mit Konjunktionen verwendet, um unbestimmte Mengenbegriffe ('Indefinita') zu bilden {8-4.3.1}.
Wir bezeichnen Fragen, bei denen eine Phrase erfragt wird, als Phrasenfragen und deren Interrogativa als Phraseninterrogativa (salitạng pananọng na pamparirala).
Wir vermeiden den Begriff Ergänzungsfrage und schließen damit Undeutlichkeiten zu Ergänzungs- und Ersetzungssatz aus {13-4}. Eine Bezeichnung wie W-Frage verbietet sich in Filipino.
(1) Die filipinische Sprache besitzt zwei Interrogativpronomen (Schlüssel {HN}, panghalịp na pananọng) in der Grundform. Mit sino werden Personen erfragt [1], sein Gegenstück für Dinge ist anọ [2]. Da mit diesen Pronomen das Prädikat erfragt wird, bezeichnen wir sie als AY-Formen. Die entsprechenden SA-Pronomen sind kanino für Personen [3] und saạn (sa) für Dinge [4] {8-4.6 (5)}. Die SA-Interrogativpronomen können in Verbindung mit Präpositionen verwendet werden [5], nasaạn (sa) ist eine Interrogativpräposition [6]. Das NG-Interrogativpronomen nino wird selten verwendet [7], da es als enklitisches NG-Pronomen nicht an den Satzanfang gestellt werden kann. Für die Interrogativpronomen lässt sich folgendes Schema aufstellen, in dem auch die Pluralformen mit Stammdoppelung aufgenommen sind.
ANG | AY | NG | SA | ||
Singular und Plural | Personen | Nicht vorhanden | sino | nino | kanino |
Dinge | anọ | Nicht vorhanden {*} | saạn [nasaạn] | ||
Plural | Personen | sinu-sino | ninu-nino | kani-kanino | |
Dinge | anụ-anọ | Nicht vorhanden | Nicht vorhanden | ||
{*} Seltener werden Formen mit Bestimmungswörtern wie ng anọ gebildet. |
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(2) Umgangssprachlich werden Interrogativpronomen mit ang zu sinong oder anọng zusammengezogen [9a|b] {2-2.2 (3)}. Dies ist zu unterscheiden vom adjektivischen Gebrauch {12-2.2}.
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(1) Eine Anzahl Interrogativa verhalten sich wie Adjektive, wir bezeichnen sie als Interrogativadjektive (Schlüssel {UN}, pang-uring pananọng). Zu dieser Gruppe gehören alịn, ilạn, tagasaạn. In den Sätzen [1 2 4a] werden die Interrogativadjektive prädikativ verwendet.
(2) Die Interrogativadjektive können wie andere Adjektive in Nominalphrasen als Attribut stehen [3 4b]. Sie erhalten dann eine Ligatur, bilden also Subjunkte.
(3) Das gleiche gilt für die attributiv verwendeten Interrogativpronomen sino, anọ und kanino [5a 5b 6], die den Schlüssel {U//HN} erhalten.
(4) Das Interrogativadjektiv magkano wird als Prädikat verwendet [7], jedoch nicht als Attribut {9-3 (3)}. Eine weitere Besonderheit ist das spanische Lehnwort kumustạ |como esta| 'wie geht es' [8]; in der filipinischen Syntax ist es ein Interrogativadjektiv.
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Interrogativadverbien (Schlüssel {AN}, pang-abay na pananọng) sind bakit, kailạn, paano, gaanọ [1-5] und ba {12-3}. Wie bei anderen Adverbien stellt sich die Frage (mit Ausnahme von ba, das enklitisches Kurzwort ist), ob sie unabhängig im Satz stehen oder als Attribut einer anderen Phrase zugeordnet sind. Unabhängig sind mit Sicherheit bakit und kailạn [1]. Sie besitzen keine Ligatur; wir zählen ihre Phrasen zu den Disjunkten. gaanọ wird in Verbindung mit Adjektiven verwendet [2], während paano mit Verben (und selten mit Substantiven) verwendet wird [3 4]. Attribute und Subjunkte sind diese Gebilde, wenn sie eine Ligatur besitzen [4] und vermutlich auch, wenn diese fehlt [2 3]. In Verbindung mit gaanọ wird das Präfix von ma- Adjektiven zu ka- abgewandelt [2]. Die Interrogativadverbien können prädikativ verwendet werden [5] {2-4.7 (3)}.
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Die filipinische Sprache besitzt Interrogativverben (pandiwang pananọng), bei denen die Verbform bereits eine Frage beinhaltet. Dazu gehören umanọ (anọ), anuhịn.
Die filipinische Sprache besitzt ein enklitisches Interrogativadverb ba (Schlüssel {AN/HG}, pang-abay na pananọng), das die verkürzte Form von bagạ ist. Es wird für Entscheidungsfragen verwendet, und die Frage bezieht sich im Allgemeinen auf die Richtigkeit des gesamten Satzes [1]. ba wird dann als enklitisches Kurzwort an die zweite Position im Satz gestellt. Eine Möglichkeit ist, den fraglichen Satz als Aussagesatz zu lassen und einen verkürzten Frageteilsatz di ba zuzufügen [2]. In Phrasenfragen kann ba zur Verstärkung der Frage dem Interrogativum nachgestellt werden [3].
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In der filipinischen Sprache sind nicht alle Phrasen erfragbar. Neben dem Prädikat können Adjunkte und unabhängige Phrasen erfragt werden. Die wichtigste Einschränkung ist die Bestimmtheit des Subjekts. Von Ausnahmen abgesehen, sind Objunkte ebenfalls nicht erfragbar. Hier ist der Grund das nachlaufende Verhalten der Objunktphrasen, das in der Regel verhindert, die Fragephrase an den Satzanfang zu stellen.
Es gibt also in der filipinischen Sprache verbotene Fragen. Dieser Mangel wird dadurch behoben, dass die filipinische Sprache eine hohe Flexibilität besitzt, Phrasen durch geeignete syntaktische Mittel zu tauschen.
Ein am Satzanfang stehendes zu erfragendes Prädikat besitzt besonderes Gewicht. Auch hat das Prädikat keine Bestimmtheit an sich und kann daher gut als Fragephrase verwendet werden. Diese Bedingungen werden durch das Satzmuster {13-2.3 Θ [2*]} erfüllt. Das Interrogativpronomen sino oder anọ bildet das Prädikat [1-3].
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Da in der Regel die Antwort hohe Bestimmtheit besitzt, wird entweder dem Prädikat Bestimmtheit verliehen, oder der Antwortsatz wird so gebildet, dass die Antwortphrase das Subjekt mit Bestimmtheit an sich bildet. Die Antwort [4] hat die gleiche syntaktische Struktur wir die Frage [3], ist aber semantisch nicht gut, da der bestimmte tatay das unbestimmte Prädikat ist. Durch ein adverbiales ANG im Prädikat wird dieser Defekt behoben [5]. Ist die Antwort ein Personenname mit dem Artikel si, so ist auch das Prädikat als bestimmt gekennzeichnet [6]. Gleiches gilt für Personalpronomen als Antwort [7]. Soll die Antwort unbestimmt bleiben, so kann ebenfalls die syntaktische Struktur des Fragesatzes erhalten bleiben [8].
Ein attributives Interrogatvadjektiv kann im Prädikat verwendet werden [9]. In Satz [10] ist das Fragewort im Prädikat die Interogativpräposition nasaạn.
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Das Subjekt im filipinischen Satz besitzt stets ein hohes Maß an Bestimmtheit {2-3.1}. Daher ist eine Erfragung des Subjekts ausgeschlossen. Prädikat und Subjekt können ihre Rollen tauschen [1a|b]. Bei der Erfragung des Subjekts wird es nach einem solchen Tausch das erfragbare Prädikat [1b 1c]. In der Antwort gelten die gleichen Regeln, die oben bei der Erfragung des Prädikats dargestellt wurden.
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(1) Die Objunktphrase besitzt nachgestelltes Verhalten; im possessiven Gebrauch wird sie dem Substantiv nachgestellt und ebenso als Argument dem Verb. Da ein Objunkt nicht am Satzanfang stehen kann, kann es – von Ausnahmen abgesehen – nicht erfragt werden. Um das Objunkt als Argument des Verbs erfragen zu können, werden Aktiv- und Passivverben gewechselt [1a|b]. Damit wird das zu erfragende Objunkt zum Subjekt des Satzes gemacht und dieses wiederum zum Prädikat [1c|d]. Dieses Verfahren ist nur möglich, wenn es geeignete Aktivverben gibt. In einigen Wortfamilien werden bestimmte Aktivverben nahezu ausschließlich für diese Fragesätze verwendet (i. Allg. mag- Verben); in der Antwort werden Passivverben verwendet [2].
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(2) Zur Erfragung des possessiven Objunkts (Objunktphrase als Teil der Nominalphrase) kann das SA-Interrogativpronomen kanino(ng) verwendet werden, das dem Substantiv adjektivisch vorangestellt wird [3a] {8-4.7}. Eine Antwort in Form eines possessiven Objunktes ist möglich [3c 3d].
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(3) In Sätzen mit Potenzialadverbien mit nominativem Verhalten ist der Erwäger ein Objunkt und kann daher nicht erfragt werden. Durch Bildung eines Existenzsatzes wird er zum Subjekt, das zum erfragbaren Prädikat getauscht werden kann {10-4.1 (4)}.
(4) In Sätzen mit Katatapos als Prädikat ist der Täter ein Objunkt in einem subjektlosen Satz [4a] {6-6.6}. Dieses Objunkt ist aus den oben dargestellten Gründen nicht erfragbar. Häufig wird ein nahezu ungrammatikalisches Gebilde zur Erfragung des Täters gewählt [4b]. Der grammatikalisch richtige Weg ist, statt des Katatapos das Aktivverb zu verwendet, bei dem der Täter nach Tausch von Prädikat und Subjekt erfragt werden kann [4c].
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Bei der Erfragung von Adjunkten und unabhängigen Phrasen gibt es (fast) keine Beschränkungen, da diese Phrasen am Satzanfang stehen können. Außerdem besitzen sie keine besondere Bestimmtheit. Zu ihrer Erfragung werden die SA-Formen der Interrogativpronomen kanino und saạn [1] oder Interrogativadverbien verwendet [2 3]. Ist die Adjunktphrase Argument eines Verbs, so kann sie bei der Erfragung vor das Verb gestellt werden [1a|b].
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Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_tanong.html 18. April 2010 / 03. Oktober 2018 |