(1) Der einfache Satz besitzt ein Prädikat und ein Subjekt. Die anderen Phrasen (vorwiegend Objunkt und Adjunkt) sind Teile von Prädikat und Subjekt. Zusätzlich können unabhängige Phrasen im Satz stehen. Damit ergibt sich folgender Aufbau des einfachen Satzes:
{P-P} {P-T} {P-../L}
Das Wesen der unabhängigen Phrasen ist leicht zu verstehen, so dass wir sie in den folgenden Betrachtungen weglassen können. Wir können dann sagen, dass der filipinische Satz aus zwei wesentlichen Teilen besteht, Prädikat und Subjekt:
{P-P} {P-T}
(2) Wegen der Austauschbarkeit und der Symmetrie von Prädikat und Subjekt ist nicht zu erwarten, dass Prädikat und Subjekt sehr unterschiedlich voneinander sind. Andererseits unterscheidet die Sprache deutlich zwischen Prädikat und Subjekt. Strengen Regeln folgt der Gebrauch von ang und ay. Der Gebrauch dieser beiden Bestimmungswörter verdeutlicht die Unterschiede der beiden Grundelemente des Satzes. Man kann nicht deutlich angeben, was das "Wesen" von Prädikat und Subjekt ist, aber es sehr deutlich, was das Prädikat und was das Subjekt ist. Diese Schwierigkeit ist Folge der Tatsache, dass nahezu jede Phrase Prädikat, aber auch Subjekt sein kann. So kann eine Wortarteneinteilung, wie auch immer, nicht zur inhaltlichen Unterscheidung von Prädikat und Subjekt führen.
(3) Zu einem guten Verständnis des filipinischen Satzes ist es daher erforderlich, nach Unterschieden zwischen Prädikat und Subjekt zu suchen. Deutlich sichtbar ist die Bestimmtheit des Subjekts (sofern es ein Nomen ist), während ein Nomen als Prädikat diese Eigenschaft nicht a priori besitzt.
Bei { Lopez 1940 p. 117} findet sich der Ansatz, dass das Subjekt mit seiner Bestimmtheit das "Bekannte" ist, das mit dem "unbekannten" Prädikat verbunden wird ('known' – 'unknown'). Dann ist festzustellen, dass der filipinische Satz aus zwei Grundelementen besteht, von denen eines (das Prädikat) etwas "primärer" und etwas "unbekannter" ist und das dieses Element zu dem etwas "weniger primären" und etwas "bekannterem" Subjekt führt.
(4) Bemerkenswert ist ein Unterschied im Gebrauch der Bestimmungswörter ay und ang. Die Verwendung von ay hängt ausschließlich davon ab, wo das Prädikat im Satz steht und nicht vom Bau des Prädikats. Die Verwendung bzw. das Fehlen von ang hängt ausschließlich vom Inhalt des Subjekts ab und nicht von dessen Positionierung im Satz. Dieser Unterschied zwischen Prädikat und Subjekt wird wesentlich, wenn diese Phrasen nicht am Satzanfang stehen. Es gibt Subjekte stets ohne ang (z.B. Pronomen), während Prädikate an bestimmten Positionen im Satz stets ay besitzen. Damit wird ein Subjektinterklit ermöglicht und ein Prädikatinterklit unmöglich.
(5) Für Verben als Prädikat oder Subjekt haben wir den Begriff des Arguments eingeführt. Dieser Begriff kann auf Nomina und Adjektive ausgedehnt werden, wenn sie Prädikat oder Subjekt sind. Dann können wir eine formale Gleichheit von Verb, Nomen, Adjektiv und Präpositionalphrase bei Verwendung als Prädikat und Subjekt feststellen. Wenn wir die Inhaltsphrase von Prädikat oder Subjekt, die Argumente besitzt, vereinfacht mit {P-X} bezeichnen, sehen wir zwei Formen des filipinischen Satzes in kanonischer Reihenfolge [1* 2*].
[1*] | {P-P=P-X} {P-X(X Argument 2 Argument 3)} | {P-T=[Argument 1 mit Bestimmtheit]} | |
[2*] | {P-P=[Argument 1 ohne Bestimmtheit]} | {P-T=P-X} {P-X(X Argument 2 Argument 3)} |
Die Satzform [1*] ist leicht zu erklären: Das "primäre, aber weniger bekannte" {P-X} als Prädikat wählt eines seiner Argumente und setzt es auf die gleiche Höhe neben sich, wobei dieses Argument "bekannt" wird. An dieser Stelle, dem Subjekt, ist nur Platz für ein Argument, die anderen Argumente müssen auf der Seite des "weniger bekannten" {P-X} bleiben.
Schwieriger ist in diesem Ansatz die Satzform [2*]. Offenbar sucht sich ein "weniger bekanntes Argument" – jetzt als Prädikat – sein {P-X} und setzt es neben sich. Bei {P-X} stehen auch hier die weiteren Argumente.
Hinzu kommen zwei weitere Formen in nichtkanonischer Reihenfolge [3* 4*], wobei die Beziehungen zwischen Prädikat und Subjekt die gleichen wie oben in [1* 2*] sind.
[3*] | {P-T=[Argument 1 mit Bestimmtheit]} | ay | {P-P=P-X} {P-X(X Argument 2 Argument 3)} |
[4*] | {P-T=P-X} {P-X(X Argument 2 Argument 3)} |
ay | {P-P=[Argument 1 ohne Bestimmtheit]} |
(6) Unschwer lassen sich in dieses Modell Nicht-Regelsätze ohne Subjekt einfügen [5*]. Das "primäre, aber weniger bekannte" {P-X} verzichtet, ein Argument neben sich zu setzen, und setzt die Argumente unter sich:
[5*] | {P-P=P-X} {P-X(X Argument 1 Argument 2)} | --- |
(7) Dieses Modell erklärt gut, warum die filipinische Sprache die kanonische Reihenfolge von Prädikat und Subjekt bevorzugt. Das "primäre" Prädikat führt zum nachfolgenden Subjekt. Außerdem wird in dieser Darstellung deutlich, dass die filipinische Sprache keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Sätzen mit Verb und ohne Verb macht. Auch bleibt es für das Verständnis der Satzstruktur unerheblich, ob und wie man Wortarten definiert.
(1) Sätze mit Verben als Prädikat oder Subjekt sind bei weitem die häufigsten Sätze in der filipinischen Sprache. In der kanonischen Reihenfolge (mit Verb als Prädikat) zeigt das Verb bereits am Beginn des Satzes an, welche semantische Funktion die folgenden Argumente – Objunkte, Adjunkt und Subjekt – haben. Vorzugsweise stehen die zur Verbphrase gehörenden Phrasen unmittelbar nach dem Verb, und das Subjekt folgt am Ende des Satzes [1]. Ebenfalls am Satzanfang steht die Verbphrase, wenn sie Subjekt ist und der Satz nichtkanonische Reihenfolge besitzt [2]. Diese Sätze sind selten.
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(2) Das Verb steht nicht am Satzanfang, wenn der Satz nichtkanonische Reihenfolge besitzt [3] oder wenn das Verb Subjekt in kanonischer Reihenfolge ist [4-6]. In diesen Sätzen steht eine Nominalphrase (erstes Argument des Verbs) am Satzanfang und erhält dadurch Gewicht. Wie Satz [6] zeigt, ist dies der typische Satzbau für Phrasenfragen.
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(1) In Sachtexten sind Sätze häufig, die Nominalphrasen als Prädikat und Subjekt besitzen. Das "Bekannte" (Subjekt mit Bestimmtheit) erläutert das "Unbekannte", besonders in wissenschaftlichen Texten. Dafür eignet sich die nichtkanonische Reihenfolge [1], ist jedoch nicht immer erforderlich [2].
(2) Wenn sowohl Prädikat und Subjekt Nominalphrasen sind, schafft ein Tausch von Prädikat und Subjekt syntaktisch keinen neuen Satztyp, verändert jedoch die Semantik [3|4].
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Nominalphrasen, die Adjektiven zugeordnet sind, können als Argumente betrachtet werden. Das erste Argument ist der Besitzer der Eigenschaft [1-4]. Ein weiteres Argument kann hinzukommen, die Eigenschaft näher zu beschreiben [2-4].
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Sätze mit Präpositionalphrase als Prädikat oder Subjekt besitzen nur einen (oder keinen) Beteiligten, den man als Argument betrachten kann. In Existenzphrasen ist das der semantische Besitzer [1 2], in nasa Phrasen der "statische Täter" [3]. Präpositionalphrasen der tungkol Gruppe als Prädikat oder Subjekt sind selten [4].
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(1) In der Regel werden Phrasen durch ihre Bestimmungswörter eingeleitet. Das gilt nicht nur für die Phrasen, die unmittelbar den Satz bilden, sondern auch für untergeordnete Phrasen. Das Ergebnis ist, dass sich im filipinischen Satz Bestimmungswörter und andere Wörter regelmäßig abwechseln. Wir stellen dies an dem folgenden Beispiel [1a] dar.
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(2) Von diesem Satzmuster gibt es Abweichungen. Zunächst gibt es eine größere Anzahl Fälle, wo vor einem Wort kein Bestimmungswort steht. In unserem Beispiel [1b] sind dies:
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(3) Seltener sind die Fälle, wo zwei Bestimmungswörter unmittelbar aufeinander folgen (in Beispiel [1] keine):
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Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_usap_2.html 18. April 2010 / 03. Oktober 2018 |