Unter Modalität der Verben (pagkakabago ng pandiwa) verstehen wir die Bedeutungswandlung von Verben, die durch Affigierung verursacht wird. Mit Hilfe der Modalität werden neue Verben gebildet, die ihre eigenen Flexionsparadigmen besitzen. Die wichtigsten Modalitäten der filipinischen Sprache sind:
Aktiv | Passiv | |
Tätigkeit | mang- mag- -um- | -an -in i- ipag- ipagpa- ipang- pang--an |
Zustand, selbstablaufender Prozess | ||
ma- mang- -um- ma--an | ||
Fähigkeit {7A-301} | ||
maka- makapạg- makapang- | ma- ma--an mai- mapạg- mapạg--an maipag- maipang- | |
Zufall, fehlende Absicht | ||
maka- | ma- mapa- ma--an mapag- mapag--an | |
Aufforderung, Bitte maki- | [paki- paki--an paki--in ipaki-] | |
Veranlassung, Auftrag, Erlaubnis | ||
magpa- | pa--an pa--in ipa- pag--in | |
Fähigkeit zur Veranlassung | ||
makapạgpa- | mapa- mapa--an maipa- | |
Teilnahme | maki- makipạg- makipạg--an mag--an | |
Richtung | magsa- | isa- |
Ursache | . | ika- ka--an |
Hervorhebung | magkang- | . |
Anstrengung | mag-um- magpaka- | . |
Besitz | magka- | . |
(1) Die filipinischen Verben besitzen eine ausgeprägte Flexion (banghạy). Aktiv- und Passivverben füllen jeweils ein vollständiges Paradigma von vier Formen aus. Drei davon bezeichnen wir als Zeitformen Präteritum (Schlüssel {../N}, pangnagdaạn), Präsens (Schlüssel {../K}, kasalukuyan) und Futur (Schlüssel {../H}, panghinaharạp). An dieser Stelle lassen wir die Frage offen, ob dieses Paradigma Tempora oder Aspekte beschreibt {6-6.2.5 Θ}. Eine vierte Form wird traditionell als Infinitiv bezeichnet (Schlüssel {../W}, pawatạs). Der Infinitiv kann als vierte Zeitform des "Irgendwann, jederzeit" betrachtet werden und gehört somit in das Paradigma der Flexion.
(2) Eine eigenständige morphologische Form des Imperativs besitzt die filipinische Sprache nicht. In Imperativsätzen wird der Infinitiv verwendet. Weiterhin besitzt die filipinische Sprache keine morphologischen Formen, die die Funktion eines Konjunktivs o.ä. ausüben. Hypothetische Tatbestände werden mit Hilfe von Adverbien dargestellt (sakali, sana). Auch können Futurformen (kontemplativer Aspekt) dienen, um hypothetische Tatbestände darzustellen. Daher gibt es wenig Sinn, die Begriffe Modus (panagano), Indikativ (paturọl) und Konjunktiv (pasakali) einzuführen.
(3) Bei Aktivverben ist das Flexionsparadigma um verbale Substantive, die Gerundien, zu ergänzen. Wenn sie auch keine Zeitformen sind, sind sie doch Teile dieses Paradigmas {6-4.2.2 Θ}. Eine weitere Form, das Katatapos, kann in einer Wortfamilie nur einmal gebildet werden, gehört also nicht dem Flexionsparadigma an. Damit kommen wir zu folgender Übersicht der Flexionsformen der filipinischen Verben:
Flexions- paradigma | Zeitformen [Partizipien] | Infinitiv |
Präteritum | ||
Präsens | ||
Futur | ||
Gerundium | ||
Katatapos |
(4) Die filipinischen Verben besitzen keine Genus- und Numerusflexion. Zeitformen und Infinitiv zeigen bei der Flexion gleiches Verhalten. Daher sind die Begriffe 'finit' und 'infinit' nicht geeignet.
Die Tempusflexion wird durch Affixe und Silbendoppelung realisiert, dabei gelten die gleichen Regeln für Aktiv- und Passivverben.
Wird ein Verb von einem bereits affigierten Wort abgeleitet, so gelten die Affixe der ersten Ableitung nicht als Verbaffixe (Beispiel: Bei magmakaawa |mag-makaawa| ist ma- kein Verbaffix, sondern wird als doppelungsfähiges Stammaffix betrachtet; die Futurform ist magmamakaawa).
Tabelle der Flexionsformen → {6A-611}
Bezüglich der Affixe lauten die Regeln wie folgt:
Diese Regeln besitzen eine abnehmende Priorität und schließen sich in Affixkombinationen gegenseitig aus, so dass nur eine Regel mit höherer Priorität zur Anwendung kommt.
Für die Silbendoppelung gelten folgende Regeln, wiederum mit abnehmender Priorität:
Für die Betonung gelten folgende Regeln:
Die Zeitformen werden zur Darstellung von Tempus und Aspekt verwendet. Um dies näher zu betrachten, haben wir ein Romankapitel und eine Kurzgeschichte untersucht {6A-621}. Die Ergebnisse werden in den nächsten Abschnitten verwendet. Eine Zusammenfassung zu Tempus und Aspekt findet sich in Abschnitt {6-6.2.5 Θ}.
Wir bezeichnen die Flexionsformen als Zeitformen, ohne entscheiden zu wollen, ob Verwendung als Tempus oder Aspekt vorliegt.
Die Formen des Präteritum beschreiben Vorgänge, die in der Vergangenheit abgeschlossen sind [1] (Tempus Vergangenheit und perfektiver Aspekt). Ebenfalls wird das Präteritum verwendet, wenn Vorgänge in der Vergangenheit betrachtet werden, die nicht abgeschlossen sind [2-4] (Tempus Vergangenheit und imperfektiver Aspekt). Dies ist besonders dann der Fall, wenn ein temporales Adverb zusätzlich die Vergangenheit anzeigt [3 4b]. In Satz [5] wird eine Tätigkeit beschrieben, die sich in der Vergangenheit oft wiederholt hat; hier liegt die Betonung darauf, dass die Tätigkeit nicht mehr stattfindet (iterativer Aspekt in der Vergangenheit).
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Die Formen des Präsens werden verwendet, wenn ein Vorgang jetzt stattfindet und noch nicht abgeschlossen ist [1]. Für Vorgänge, die in der Vergangenheit regelmäßig wiederholt wurden und in der Zukunft wiederholt werden sollen, werden ebenfalls die Präsensformen verwendet [2]. Ähnliches gilt, wenn die wiederholten Tätigkeiten nicht mehr stattfinden [3 4] Weiterhin können die Präsensformen verwendet werden, wenn Tätigkeiten im Rahmen einer Geschichte in der Vergangenheit liegen, aber damals noch nicht abgeschlossen sind [5 6]. In den Sätzen [7 8] zeigt die Form natutulog das Tempus Gegenwart an, während die Adverbien na und pa zusätzlich Aspekt realisieren.
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Die Formen des Futur werden verwendet, wenn Vorgänge noch nicht stattgefunden haben [1 2] (Tempus Zukunft und kontemplativer Aspekt). Satz [3] besitzt ein "relatives" Tempus Zukunft in der Vergangenheit. In [4-6] wird die Futurform verwendet, um eine irreale bzw. beschränkt reale Aussage zu machen. Es ist möglich, eine Futurform statt des Infinitivs zu verwenden [2].
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(1) Der Infinitiv wird verwendet, wenn der genaue Ablauf bezüglich Tempus oder Aspekt nicht wichtig ist. Er beschreibt dann eine allgemeine Zeit des "Irgendwann, jederzeit" [1-3].
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(2) Weitgehend ist die Verwendung des Infinitivs durch grammatische Regeln vorgegeben {*}; nur in wenigen Fällen hat der Sprecher semantisch eine Wahl.
{*} Damit unterscheidet sich der Infinitiv syntaktisch von den drei anderen Zeitformen. Morphologisch besteht kein prinzipieller Unterschied, da auch die anderen Zeitformen keine Person-Numerus-Flexion besitzen.
(3) Eine besondere Verwendung des Infinivs besteht, wenn eine Kombination von Adjektiv und Verb eine Fähigkeit, Gewohnheit oder Eigenschaft ausdrückt [9 13a]. Es wird keine tatsächliche Tätigkeit beschrieben. Häufig besitzen diese Gebilde keine Ligatur. Ohne dieses Adjektiv wird der Satz sinnleer [13a|b|c].
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(1) Als Zusammenfassung der vorigen Abschnitte möchten wir abschließend betrachten, ob und wann die Zeitformen der Verben zur Beschreibung von Tempus oder Aspekt verwendet werden {6A-6251 }. Wir verwenden die folgenden Begriffe:
Zeit {*} | Nakaraan - Kasalukuyan - Kinabukasan, panghinaharap Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft |
Zeitformen | Anyong pangnagdaan - Anyong kasalukuyan -
Anyong panghinaharap - Pawatas Präteritum - Präsens - Futur - Infinitiv |
Tempus | Pangnagdaan - Kasalukuyan - Panghinaharap -
Kahit kailan, palagi Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft - Irgendwann/Jederzeit |
Aspekt | Pangganap - Di-pangganap - Pang-ulit
{**} - Mapagdili-dili Perfektiv - Imperfektiv - Iterativ {**} - Kontemplativ |
{*} Im bürgerlichen Leben.
{**} Iterativer Aspekt wird i. Allg. als Sonderform des Imperfektivs betrachtet.
(2) Aus den Tabellen der vorigen Abschnitte sind folgende Beziehungen ersichtlich.
(3) Trotz des prinzipiellen Unterschiedes der Betrachtungsweisen von Tempus und Aspekt ist festzustellen, dass in der übergroßen Zahl der Fälle kein Unterschied zwischen beiden besteht. Das ist dann der Fall, wenn Tätigkeiten in der Vergangenheit abgeschlossen wurden, wenn Tätigkeiten zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch andauern und wenn Tätigkeiten bis jetzt noch nicht begonnen wurden [1-3]. Nur dann besteht ein Unterschied, wenn ausgedrückt werden soll, dass ein Vorgang zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit noch nicht abgeschlossen oder noch nicht begonnen war [4 5]. Hinzu kommen die (wenig wahrscheinlichen) Fälle, dass genau im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Tätigkeit abgeschlossen oder begonnen wird [6 7]. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass für eine noch nicht begonnene Tätigkeit deren Andauern oder Abschluss dargestellt werden soll [8 9]. Häufiger kommen die Fälle [4 5 8 9] in zusammengesetzten Sätzen vor, bei denen der eine Teilsatz den Betrachtungszeitpunkt festlegt, und der andere eine Tätigkeit mit dazu relativem Aspekt darstellt.
Zeitpunkt bzw.Tempus | Aspekt | ||
Kein Unterschied zwischen Tempus und Aspekt | |||
[1] | Vergangenheit | Perfektiv | |
[2] | Gegenwart | Imperfektiv | |
[3] | Zukunft | Kontemplativ | |
Unterschied zwischen Tempus und Aspekt | |||
[4] | Vergangenheit | Imperfektiv | |
[5] | Vergangenheit | Kontemplativ | |
[6] | Gegenwart | Perfektiv (Abschluss) | |
[7] | Gegenwart | Kontemplativ (Beginn) | |
[8] | Zukunft | Imperfektiv | |
[9] | Zukunft | Perfektiv |
(4) Diesen neun Tempus-Aspekt-Beziehungen stehen nur vier Zeitformen gegenüber, den Infinitiv eingerechnet. Zusätzlich müssen sich wiederholende und gewohnheitsmäßige Tätigkeiten (iterativer oder habituativer Aspekt) beschrieben werden. Wie die Beispiele in den vorigen Abschnitten zeigen, sind Mehrfachverwendungen unvermeidbar. Adverbien werden zu Hilfe genommen, um diese Ausdrücke getrennt vornehmen zu können. Temporale Adverbien können das Tempusgewicht verstärken und den Aspekt zurücktreten lassen, während die Adverbien na und pa Aspektfestlegungen ermöglichen (wir bezeichnen sie daher als aspektale Adverbien, vgl. na als 'perfective aspectual particle' bei { Kroeger 1991 p. 238}). Ein temporales Adverb kann die Verwendung der dem Tempus entsprechenden Form erzwingen. Nur in zusammengesetzten Sätzen mit mehreren Verben bestehen zusätzliche Möglichkeiten, Tempus und Aspekt getrennt darzustellen.
Eine zusätzliche Form in der filipinischen Sprache ist das Katatapos, das eine besondere perfektive Vergangenheit des "gerade eben Geschehenen" bezeichnet (und mit dem aspektalen Adverb na inkompatibel ist) {6-6.6}.
(5) In verblosen Sätzen ist eine Tempus- oder Aspektanzeige beim Verb ausgeschlossen. Gleiches gilt, wenn der flexionslose Wortstamm des Verbs statt einer Zeitform verwendet wird. Hinzu kommt, dass syntaktische Gründe die Verwendung des Infinitivs erfordern können, so dass auch hier eine Tempus- oder Aspektanzeige nicht vorgenommen werden kann.
(6) Die Darstellung von Tempus und Aspekt ist nicht auf Verben beschränkt (vgl. die aspektalen Adverbien na und pa {9-4.1.1}). Für Verben ziehen wir für die morphologischen Formen die Bezeichnungen der Zeitformen vor. Dabei ist jedoch im Auge zu behalten, dass sie vom Tempus abweichende Aspekte darstellen können.
An Stelle der Zeitformen kann der Wortstamm ohne Affixe verwendet werden (Schlüssel {DT//X}, wenn ein Aktivverb ersetzt wird und {DB//X} für ein Passivverb {6A-631 Θ}). In der Schriftsprache ist der Gebrauch des Wortstammes statt einer Zeitform weitgehend auf -in Passivverben beschränkt [1 2]. In der Umgangssprache wird diese Verkürzung zum Wortstamm häufig vorgenommen, insbesondere in Imperativsätzen mit tayo [3]. mag- Verben werden in der Regel nicht verkürzt (Ausnahme [4]). Wortstämme können auch als Partizipien verwendet werden [5].
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Siehe auch {6-4.2.1 Θ (4)}.
Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_D_03.html 22. November 2009 / 28. September 2018 |