Die Struktur der Phrasen und ihre Beziehungen zueinander folgen in der filipinischen Sprache verhältnismäßig festen Regeln. Dies ist beim Bau komplizierterer Sätze nicht länger der Fall. Nahezu alle Gebilde, die semantisch verständlich sind, werden grammatikalisch akzeptiert. Dies erschwert eine systematische Betrachtung des Baus komplizierterer Sätze (Beispiel {13A-101 Σ}).
(1) Mit Hilfe des Begriffs Teilsatz (Schlüssel {S-..}, sugnạy) kann der einfache Satz (Schlüssel {S-1}, pangungusap na payạk), der aus nur einem Teilsatz besteht, von einem zusammengesetzten Satz (Schlüssel {S-Tb}, pangungusap na tambalan) mit mehreren Teilsätzen unterschieden werden.
(2) Wir definieren einen Teilsatz dadurch, dass er ein Prädikat besitzt [1a 1b 2a 2b]. Ist der Teilsatz verkürzt [2b], muss er zu einem einfachen Satz mit diesem Prädikat erweitert werden können [2c]. Damit schließen wir unabhängige Phrasen [3] und einige Gebilde mit Konjunktionen [4] als Teilsätze aus.
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(3) Viele Teilsätze, aber auch Attribute werden mit einer Ligatur verbunden. Ein solches Attribut kann erweitert werden, so dass ein Ligatursatz entstehen kann {13A-441 Θ}. Konjunktionen können Teilsätze einleiten, aber auch innerhalb von Teilsätzen verwendet werden (als Konjunktion oder als Adverb). Für verknüpfungslose Teilsätze bestehen keine festen Regeln bezüglich trennender Satzzeichen; auch werden Satzzeichen zur Abtrennung von unabhängigen Phrasen verwendet.
Wir teilen einfache Sätze in zwei Gruppen ein, Regelsätze und Nicht-Regelsätze. Unter einem Regelsatz (pangungusap na batayạn) verstehen wir einen einfachen Satz, der Prädikat, Subjekt und möglicherweise unabhängige Phrasen besitzt {1-5.1 (4)}. Seine Struktur ist
{P-P} {P-T} {P-../L}
(2) Besondere Formen der Regelsätze sind Imperativsätze {13-2.1.3} und Fragesätze {12}.
(3) Die Reihenfolge von Prädikat und Subjekt kann unterschiedlich sein; das macht den Satzbau sehr flexibel. Es gibt jedoch eine vorzugsweise verwendete kanonische Reihenfolge (ayos na karaniwan), bei der das Subjekt nach dem Prädikat folgt. Umgekehrt ist die nichtkanonische Reihenfolge (ayos na kabalikạn). Bis heute gibt es linguistische Diskussionen, wann welche Reihenfolge "angemessen" ist {13A-211}. Im Schlüsselsystem wird der Schlüssel der Reihenfolge an den Schlüssel des Teilsatzes gefügt {14A-9}.
Die nachfolgenden Ausführungen gelten gleichermaßen für den einfachen Satz und für Teilsätze.
(1) Die kanonische Reihenfolge von Prädikat und Subjekt wird in der Umgangssprache fast regelmäßig angewandt und vorwiegend in der Schriftsprache. Das Kernwort des Prädikats steht vor dem Subjekt. Sätze mit kanonischer Reihenfolge werden mit dem Schlüssel {S-../PT} bzw. {S-../YPT} gekennzeichnet.
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(1) Bei nichtkanonischer Reihenfolge steht das Subjekt vor dem Prädikat. Vor das Prädikat wird das Bestimmungswort ay gesetzt [1]. Die Schlüsselbezeichnung ist {S-../TYP}.
(2) In vielen Fällen liegen besondere Gründe vor, wenn die nichtkanonische Reihenfolge gewählt wird.
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(3) Einige Gruppen von Regelsätzen werden nur sehr selten in nichtkanonischer Reihenfolge gebildet. Dazu gehören
(4) Die nichtkanonische Reihenfolge kann als besonderes Stilmittel verwendet werden {W Stat P-S 3.1 "Daluyong"}. In der Umgangssprache sind Sätze in nichtkanonischer Reihenfolge selten.
(1) Im Allgemeinen sind Imperativsätze (pangungusap na pang-utos) Regelsätze. Vorzugsweise werden sie mit Verben und in kanonischer Reihenfolge gebildet [1]. Auch gibt es subjektlose Nicht-Regelsätze [2], ebenfalls Interklitgebilde [3]. Das Verb steht in der Regel im Infinitiv [1-3]. Die filipinische Sprache besitzt keine besondere Imperativform (pautọs).
Semantisch gibt ein Imperativsatz nur Sinn, wenn der Angesprochene als potenzieller Täter die Tat ausführen oder veranlassen kann. Damit zusammenhängend, werden Imperativsätze in der Regel mit einfachen Verben gebildet [1-3]; mit Verben der Fähigkeit ist dies nicht möglich [5a]. Verneinende Imperativsätze werden mit dem Potenzialadverb huwạg (hindị) gebildet [3].
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(2) Weil sich Imperativsätze sich nicht wesentlich von Aussagesätzen unterscheiden, kann der Imperativsatz formal zu einem Aussagesatz gemacht werden, wenn ihm ein Adverb zugefügt wird ('optative particle' bei { Kroeger 1991 p. 111f.}) [4 5b].
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(3) Verblose Imperativsätze sind seltener, vermutlich wegen der mangelnden spezifischen Erkennung [6-8]. In vielen Fällen werden diese verblosen Imperativsätze vermieden, indem ein passendes Verb verwendet wird [9-11].
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Orthografisch erhalten Imperativsätze einen Punkt, ein Ausrufezeichen kann zu ihrer besseren Erkennung gesetzt werden.
Als Nicht-Regelsätze (pangungusap na di-batayạn) bezeichnen wir Sätze mit einem Satzbau, der von dem der oben dargestellten Regelsätze abweicht. Dazu gehören Interklit-, Interpotenzialsätze und subjektlose Sätze.
(1) Der häufigste Nicht-Regelsatz ist der Subjektinterklit. Das semantische Subjekt des Satzes ist ein enklitisches Pronomen; syntaktisch besitzt der Satz kein Subjekt {11-6.3 (3) Θ}. Das Pronomen wird vor das Kernwort des Prädikats gestellt [1].
(2) Im Subjektinterpotenzial {9-6.1.1} besitzt das Subjekt sein Bestimmungswort, steht jedoch vor dem Kernwort des verbalen Prädikats [2]. Da vor diesem eine Ligatur und nicht das Bestimmungswort des Prädikats steht, zählen wir diese Gebilde zu den Nicht-Regelsätzen. Die Ähnlichkeit mit dem Subjektinterklit ist auffällig.
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(1) Ein Satz drückt einen vollständigen Gedanken aus (buọng kaisipạn). In vielen Fällen stellt das Prädikat bereits den vollständigen Gedanken dar, so dass der Satz aus semantischen Gründen kein Subjekt benötigt (Schlüssel {S-../P0} oder {S-../YP0})
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(2) Ebenso ohne Subjekt sind
Die direkte Rede (pagsasalitạng sinipi) ist ein zusammengesetzter Satz. Der Ankündigungssatz (sugnạy ng pagpapahayag) steht im Allgemeinen nach der direkten Rede und ist ein subjektloser Nicht-Regelsatz [1 2]. Wie die Beispiele [3 4] zeigen, können auch andere Gebilde den Ankündigungssatz bilden. Eine Besonderheit sind die Bildungen mit a- [5].
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Steht am Ende der direkten Rede ein Punkt, so wird dieser vor dem Ankündigungssatz durch ein Komma ersetzt [6]. Andere Satzzeichen bleiben erhalten [7].
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Unter Satzbrüchen verstehen wir Sätze, die keine einheitliche syntaktische Struktur besitzen. Ein Satz wird begonnen, dann in einer anderen Syntax fortgesetzt. Dabei entstehen zwei oder mehrere Teile, von denen keiner (oder zumindest nicht alle) einen grammatikalischen Teilsatz bildet. Dies geschieht in der gesprochenen Sprache häufig und oft unbeabsichtigt [1b]. In der geschriebenen Sprache können Satzbrüche als Stilmittel eingesetzt werden, sind jedoch selten [2]. Mit Hilfe von Satzbrüchen können Sätze mit nichtkanonischer Reihenfolge von Prädikat und Subjekt vermieden werden (kein ay nach ang kanyạng inạ in [2]).
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Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_usap_1.html 18. April 2010 / 03. Oktober 2018 |