Wir bezeichnen als 'Ligaturgebilde' alle Gebilde, die eine Ligatur besitzen. Ligaturgebilde sind Attribute (Subjunktphrase) oder Teilsätze (Ligatursatz) {13A-441 Θ}. Eine besondere Betrachtung verdienen dabei Sätze mit verbundenen Verben {6-7.2}.
Verbundene Verben bilden zusammengesetzte Sätze mit dem übergeordneten Verb als Prädikat des übergeordneten Satzes und dem untergeordneten Verb als Prädikat eines Ligatursatzes. Damit werden die verbundenen Verben syntaktisch getrennt, jedes Verb kann in seinem Teilsatz seine Argumentstruktur entfalten. Die Verben sind dann nur noch semantisch verbunden. Diese Gebilde sind mit verbundenen Verben stets möglich, aber weniger elegant als einfache Sätze. Sie werden daher in der Regel nur verwendet, wenn der Bau eines einfachen Satzes auf Schwierigkeiten stößt:
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Wenn die Argumentstruktur des untergeordneten Verbs zu der des übergeordneten "passt", kann ein einfacher Satz gebildet werden [1-3]. Die Argumente beider Verben werden in einer Argumentstruktur zusammengefasst. Wenn das untergeordnete Verb keine Argumente (oder keine eigenen [3]) besitzt, ist der Satz einfach. Das Subjunkt des untergeordneten Verbs wird Argument des übergeordneten. Wenn der Satz einfach ist, kann er auch als zusammengesetzt betrachtet werden [4].
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In {9-6..} betrachten wir die Potenzialadverbien (Modalwörter). Verbundene Verben werden in {6-7.2} und den vorangegangenen Abschnitten behandelt. Hier möchten wir einige Eigenschaften beider Gruppen vergleichen.
Modalwörter | Verbundene Verben | |
Gebilde | ||
Modalwort + Verb | Übergeordnetes Verb + untergeordnetes Verb | |
Modalwort ist Attribut des Verbs. | Im zusammengesetzten Satz bildet
das untergeordnete Verb einen Ligatursatz. Im einfachen Satz ist das untergeordnete Verb Argument des übergeordneten Verbs. | |
Argumente | ||
Das Modalwort besitzt keine Argumente. | Beide Verben besitzen Argumente. | |
Argumentstruktur des Verbs kann wegen des Modalwortes verändert werden. | Ein einfacher Satz wird ermöglicht, wenn beide Argumentstrukturen konfliktfrei zu einer zusammengefasst werden können. | |
Im zusammengesetzten Satz kann im untergeordneten Teilsatz auf die Wiederholung von Argumenten verzichtet werden. | ||
Reihenfolge der Argumente wird durch Regeln von Interklit und Interpotenzial bestimmt. | Reihenfolge der Argumente im einfachen Satz wird durch Bedingung "konfliktfrei" bestimmt. | |
Satz | ||
Stets einfacher Satz. | Zusammengesetzter Satz ist stets möglich, kann häufig zu einfachem Satz verschmolzen werden. | |
Sätze mit Modalwörtern besitzen nur ein Subjekt (oder sind subjektlos). | Zusammengesetzter Satz kann zwei Subjekte besitzen. | |
Morphologische Wortarten | ||
Die Bezeichnung Potenzialadverb unterstreicht, dass Modalwörter keine Verben sind. | Beide Verben besitzen Verbaffigierung, Diathese, Tempus und eigene Argumente. |
Eine besonderer Satzbau in der filipinischen Sprache ist, dass ein übergeordneter und ein untergeordenter Teilsatz das gleiche Subjekt besitzen [1]. Der voranstehende Teilsatz hat kanonische Reihenfolge von Prädikat und Subjekt und endet daher mit dem Subjekt. Diese Phrase bildet das Subjekt des nachfolgenden Teilsatzes, der nichtkanonische Reihenfolge besitzt und daher mit dem Subjekt beginnt, das jedoch nicht wiederholt wird. Wir bezeichnen den untergeordneten Teilsatz als 'Teilsatz mit gemeinsamem Subjekt' (sugnạy na may magkasamang paniyạk, Schlüssel {S-T}). Wir betrachten den übergeordneten Teilsatz als Regelsatz und den untergeordneten als Nicht-Regelsatz ohne Subjekt. Der erste der beiden Teilsätze kann eine Konjunktion besitzen [2]. Sätze wie [3] können ebenfalls als Teilsätze mit gemeinsamem Subjekt betrachtet werden.
Teilsatz 1 | Prädikat | Subjekt | |
Teilsatz 2 | ay | Prädikat |
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Im verkürzten Teilsatz ist eine Phrase weggelassen. Sie wird nicht wiederholt, wenn sie bereits in einem anderen Teilsatz steht. Wenn das Subjekt weggelassen wird, ist der verkürzte Teilsatz ein Nicht-Regelsatz.
Der Satz muss semantisch deutlich bleiben, wenn eine Phrase weggelassen wird. Das ist stets der Fall, wenn im untergeordneten Teilsatz das Subjekt des übergeordneten Teilsatzes nicht wiederholt wird {13-4.6.1}. Andere Gebilde werden in {13-4.6.2} und {13-4.6.3} beschrieben.
In den weitaus meisten verkürzten Teilsätzen wird das Subjekt weggelassen, da eine Wiederholung nicht erforderlich ist, weil das Bezugswort das Subjekt des vorangegangenen Teilsatzes ist. Der verkürzte Teilsatz wird ein subjektloser Nicht-Regelsatz.
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Das im Teilsatz fehlende Subjekt kann sich auf eine Phrase beziehen, die nicht Subjekt ist. Der verkürzte Teilsatz ist ein subjektloser Nicht-Regelsatz. Wenn der Teilsatz unmittelbar auf ein Bezugswort folgt, ist es unerheblich, welche Funktion das Bezugswort im übergeordneten Satz besitzt [1-3].
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(1) In einer Anzahl von Fällen kann auf die Wiederholung einer Phrase verzichtet werden, obwohl sie nicht Subjekt des Teilsatzes ist. Der Teilsatz ist ein verkürzter Regelsatz. Definitionsgemäß gehören einfache Sätze nicht zu der hier betrachteten Gruppe [2] {9A-611 Θ (2)}.
(2) Mit der Konjunktion bago werden verkürzte Teilsätze gebildet, denen das Prädikat fehlt [3].
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Die filipinische Syntax besitzt eine hohe Flexibilität in der Wahl des Satzbaues. Im westlichen Stil (pananalitạng kanluranịn, pananalitạng pormạl) wird diese Flexibilität verwendet, um die Syntax weitgehend an die von europäischen Sprachen anzupassen. Vorbild war früher die spanische Sprache, heute ist es die englische Sprache. Der westliche Stil zeichnet sich durch Folgendes aus (Beispiele in {13A-511}):
Der westliche Stil hat eine lange Tradition in den Philippinen. Bereits das erste in den Philippininen gedruckte Buch { DC 1593} zeigt Elemente dieses Stils, und noch bei Lopez { Lopez 1941} wird in den Beispielsätzen regelmäßig die nichtkanonische Reihenfolge von Prädikat und Subjekt verwendet. Der westliche Stil in Schulbüchern soll der Eindruck vermitteln, dass dieser Stil das "richtige, gute" Filipino sei, das bei "formalen Anlässen" zu verwenden sei. Von einigen akademischen Texten abgesehen, kommt der westliche Stil in der außerschulischen Schriftsprache und in der gesprochenen Sprache so gut wie nicht vor. Häufig wird suggeriert, dass der westliche Stil erforderlich sei, um moderne Sachtexte darzustellen. Ein Gegenbeweis ist ein akademischer Text von E. Q. Javier {W Javier}. Eine besonders gute Übersetzung ohne jegliche Elemente des westlichen Stils hat { Ching 1991} vorgenommen ('Le petit prince' von A. de Saint-Exupery).
Mit Taglish wird ein Stil bezeichnet, in dem häufig englische Einsprengsel in der filipinischen Sprache verwendet werden. Taglish beeinflusst die filipinische Syntax kaum. Die englischen Einsprengsel bilden gesonderte (Teil-) Sätze oder werden vollständig in die filipinische Syntax eingepasst (Beispiel: yellow na bulaklạk).
Taglish und westlicher Stil schließen einander weitgehend aus.
Die filipinische Sprache von
Armin Möller
http://www.germanlipa.de/filipino/sy_usap_4.html 24. November 2009 / 03. Oktober 2018 |